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Onlinebanking
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Das Original: Gabler Banklexikon
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Internetbanking;
1. Begriff: Abwicklung von Bankgeschäften mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie (über PC, Smartphone oder Selbstbedienungsterminals der Banken). Dabei können Kontoinformationen abgerufen, Überweisungsaufträge erteilt, und weitere Produktanträge gestellt werden. Auch bekannt als Electronic Banking, Internetbanking oder Homebanking.
2. Merkmale: Online Banking bietet Bankkunden die Möglichkeit ohne Kontakt zu einem Bankmitarbeiter und auch außerhalb der Banköffnungszeiten finanzielle Dienstleistungen über das Internet (oder ein anderes Datennetz) in Anspruch nehmen zu können Die häufigsten über das Onlinebanking in Anspruch genommen Dienstleistungen waren 2016: Kontostand abfragen (100 Prozent), Überweisungen tätigen (96 Prozent), Bezahlkarte anfordern (13 Prozent), Handy aufladen (9 Prozent). (Quelle: Statista). Einige Finanzdienstleister kombinieren den Zugang zum Onlinebanking mit dem Online-Brokerage. Der Kunde erhält browserbasiert, über die Homepage des Finanzdienstleisters, mit Hilfe einer auf einem Computer zu installierende Software oder über eine spezielle Anwendung für mobile Endgeräte (App) Zugriff auf die von der Bank angebotenen Onlinebanking Dienstleistungen. Über diese Plattform kann der Kunde Aufträge veranlassen, ohne dass seine physische Anwesenheit in einer Bankfiliale erforderlich ist. Mögliche Formen des Online Banking sind z.B. das Home Banking (per PC) oder das Mobile Banking (mit mobilem Endgerät).Um sicherzustellen, dass die erteilten Aufträge nicht von einer unautorisierten Person stammen, werden Online Banking Transaktionen typischerweise durch eine elektronische Identifikation in Form einer sog. Personal Identification Number (PIN), in Verbindung mit einer Transaction Authentication Number (TAN), eines Home Banking Computer Interface (HBCI, Legitimation per Chipkarte), Electronic Banking Internet Communication Standard (EBICS, elektronische Unterschrift) oder mit Hilfe ähnlicher Verfahren zur elektronischen Feststellung der Identität bestätigt. Für Privatkunden wird häufig die Kombination von PIN und TAN genutzt. TAN Nummern können individuell als Liste den Kunden zugesendet werden (TAN oder iTAN-Verfahren), auf ein mobiles Endgerät per SMS (mTAN) oder App (pushTAN) gesendet werden oder über eine App entschlüsselt werden müssen (photoTAN). Verschiedene weitere Verfahren zur Erzeugung von TANs sind mit Hilfe von TAN-Generatoren möglich (z.B. eTAN, Sm@rt-TAN). Trotz immer fortschrittlicherer Sicherheitsverfahren existieren viele Möglichkeiten, sich illegalen Zugang zum Online Banking zu verschaffen. Darunter fallen u.a. Phishing (das Ausspähen von Kontodaten mittels gefälschter E-Mails oder Webseiten), Pharming (Umleiten der Bankkunden auf gefälschte Webseiten mittels Trojaner) oder Trojaner (Schadsoftware, die ungewollte Aktionen ausführt, wie das Ausspähen von Daten). Dennoch steigt das Vertrauen der Bürger in die Sicherheit des Onlinebankings. 2017 gaben 50 Prozent der Bundesbürger an, dass Onlinebanking sicher sei. (Quelle: Bankenverband). Onlinebanking ist sowohl in Kombination mit dem Filialgeschäft als auch als eigenständiger Vertriebskanal für Finanzdienstleistungen relevant. Im Vergleich zu offline Bankgeschäften fallen beim Onlinebanking üblicherweise geringere oder gar keine Kontoführungsgebühren an. Zum Angebotsspektrum gehören unter anderem aber auch die Bereitstellung von Kontoauszügen und eines Überblicks über den aktuellen Vermögensstatus sowie Empfehlungen zu Geldanlage- und Finanzierungsmöglichkeiten inklusive entsprechender Konditionen.
3. Entwicklung/Geschichte des Begriffes: Die Grundlage für das heute weit verbreitete Online Banking wurde in den Jahren 1976 bis 1978 durch Alfred Richter, den technischen Leiter der Verbraucherbank (heute Norisbank), gelegt. Während dieser Zeit führte er das Selbstbedienungs-Banking (SB-Banking) über elektronische Terminals (SB-Geräte) sowie das Electronic Cash Verfahren in seiner Bank ein – noch vor entsprechenden Ansätzen in den USA. Im Jahr 1983 führte die Verbraucherbank das Bildschirmtext System (BTX System) ein, welches den Vorläufer moderner Online Banking Systeme darstellt. Die Kontoführung über BTX ermöglichte es, über die Telefonleitung Daten eines Großrechners auf den Fernsehschirm zu übertragen. Zum offiziellen Start von BTX konnte die Verbraucherbank 4.000 Onlinebanking Kunden verzeichnen. Nach und nach wurde das Angebot von Bankdienstleistungen – auch von anderen Banken – kontinuierlich um weitere Vertriebskanäle wie das Telefon Banking (1989) und später das World Wide Web (WWW) (Internet Banking) sowie Banking über mobile Endgeräte ergänzt (Mobile Banking). Trotz dieser bereits frühzeitig verfügbaren alternativen Technologien und Kanäle wurde das BTX-System erst 2007 offiziell abgeschaltet. Von seinen Ursprüngen bis heute wurde auch das bereitgestellte Dienstleistungsangebot im Online Banking – vor allem getrieben durch die Gründerzeit im Direct Banking und der neu gegründeten Online Broker in den 1990er Jahren – stark erweitert. Zu den Pionieren in dieser Zeit – vor allem im Bereich der Online Broker – gehörten Anbieter wie Consors Discount Broker (heute Consorsbank), die DAB Bank, die Advance Bank (2003 in die Dresdner Bank integriert, heute Commerzbank), die Comdirect Bank oder die Bank24 (heute wieder in die Deutsche Bank integriert). Die Nutzerzahlen des Onlinebankings stiegen anfänglich stark. Während im Jahre 1998 erst acht Prozent der Bevölkerung in Deutschland Online Banking nutzten, stieg der Anteil bis 2011 auf 44 Prozent. Aktuell stagniert der Anteil auf diesem Niveau. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland im Mittelfeld. In Norwegen liegt der Anteil bei 91 Prozent, in Bulgarien bei vier Prozent. 2016 existierten in Deutschland 62 Mio. Girokonten, die online geführt werden.(Quelle: Statista).
4. Aktuelle Entwicklungen: Während viele Bankkunden nicht mehr in die Bankfiliale gehen, nutzen rund 80 Prozent der Deutschen das Internet. (Quelle: Statista). Das Internet wird damit auch zukünftig ein entscheidender Vertriebskanal für Finanzdienstleistungen sein und hat weiterhin viel Wachstumspotenzial. Eine Herausforderung für Finanzdienstleister ist die Integration unterschiedlicher online und offline Vertriebskanäle – das Multichannel Banking – dar. Hierbei stehen Banken vor der Herausforderung, das kanalübergreifende Kommunikations- und Nutzungsverhalten von Kunden oder Kundengruppen zu verstehen und sie zielgerichtet auf den jeweiligen Kanälen anzusprechen. Dabei steht vor allem die Frage im Vordergrund, welcher Kunde über welchen Kanal für welches Produkt bzw. welche Dienstleistung angesprochen werden sollte. Eine weitere wichtige Entwicklung im Online Banking stellt die Ausweitung des Personal Finance Management (PFM) dar. Es ermöglicht dem Kunden zusätzlich zu den bereits erwähnten Dienstleistungen eine browserbasierte persönliche Haushaltsbudgetierungs- und Finanzplanung durchzuführen. PFM Dienstleistungen bieten unter anderem eine Kategorisierung persönlicher Einnahmen und Ausgaben sowie eine Finanzplanung im Hinblick auf individuelle Ziele. Eine Herausforderung der nächsten Jahre wird es sein, möglichst viele Daten über das FPM und Onlinebanking im Allgemeinen zu erhalten, auszuwerten und für weitere Vertriebsaktivitäten nutzbar zu machen (Big Data Management). Konkurrenz erhalten die etablierten (Online-)Banken durch junge Unternehmen, die Teile des Zahlungsverkehrs revolutionieren (sog. FinTech-Unternehmen). Paypal und Co. verändern das Zahlverhalten im Internet und über das Handy. N26 bewirbt ihr Girokonto als Konto für das Smartphone. Auch große Unternehmen aus anderen Wirtschaftszweigen drängen mit Lösungen für den Zahlungsverkehr auf den Markt wie Apple Pay und Google Wallet. Zudem finden digitale Währungen wie der BitCoin eine stärkere Verbreitung in der Bevölkerung. Banken müssen mit diesen Neuerungen Schritt halten und zugleich die Sicherheit der Konten gewährleisten. Dabei muss die Sicherheit des Onlinebankings immer gewahrt werden. Dazu müssen bestehende Gefahren abgewehrt und ihnen vorgebeugt werden, indem weiterhin neue Sicherheitsverfahren entwickelt werden.
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