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Hedging mit Zinsfutures
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1. Allgemein: Zinsfutures können sowohl auf der Aktiv- als auch Passivseite im Rahmen von Hedgingstrategien eingesetzt werden.
2. Strategien auf der Aktivseite: Zinsfutures können auf der Aktivseite zur Absicherung eines Rentenportefeuilles gegen zinsinduzierte Kursrisiken eingesetzt werden. Ein Short Hedge soll der Absicherung gegen steigende Renditen dienen. Zusätzlich zu den bestehenden Long-Positionen in Anleihen (Schuldverschreibung) wird eine Short-Position im Future (z.B. Euro-Bund-Future) aufgebaut, die eventuelle Kursveränderungen in den Long-Positionen durch entgegengesetzte Wertveränderungen ausgleichen soll. Hedging dient letztlich der Marktwertsicherung einer Long-Position. Deshalb werden nicht nur Verluste, sondern auch Gewinne ausgeglichen-
a) Eine Cash & Carry Arbitrage besteht aus einer Long-Position in der Kassaanleihe und einer Short-Position im Future. Mit dieser Arbitragestrategie kann ein Geldmarktinstrument synthetisch nachgebildet wird. Der Ertrag dieses Geldmarktinstrumentes wird mithilfe der Return-to-Rollover Formel ermittelt und wird im Futureshandel als Implied Repo Rate bezeichnet. Das gleiche wirtschaftliche Ergebnis wird mit einer Hedgingstrategie erzielt, da der Short Hedger zu seiner bestehenden Long-Position in einem Papier temporär eine Short-Position im Future eingeht. Deshalb ist beispielsweise der Short Hedge einer Bundesanleihe mit dem Euro-Bund-Future im Grunde genommen nichts anderes als eine Cash & Carry Arbitrage. Der Hedger sollte deshalb auch nur die Verzinsung eines Geldmarktinstruments erzielen und nicht die des Kapitalmarktes, da er Kursrisiken ausgleicht. Bei einer normalen Renditestrukturkurve wird deshalb mit einem Short Hedge immer auch ein Renditenachteil verbunden sein, da am Geldmarkt geringere Renditen im Vergleich zum Kapitalmarkt erzielt werden können. Bei einer inversen Renditestrukturkurve kann eine höhere Verzinsung erzielt werden, da am Geldmarkt höhere Renditen erreicht werden.
b) Eine Absicherung gegen Kursverluste von Long-Positionen kann ebenfalls durch den Verkauf von Papieren erfolgen. Eine Short Hegde-Strategie wird i.d.R. an Stelle des Verkaufs der Long-Position durchgeführt. Deshalb sollten die wirtschaftlichen Konsequenzen identisch sein. Wird eine Anleihe am Kassamarkt verkauft, werden die liquiden Mittel i.d.R. am Geldmarkt investiert, solange der Anleger keine attraktive Möglichkeit am Bondmarkt erwartet. Deshalb können die Mittel auch nur zur Geldmarktverzinsung in ein kurzfristiges Geldmarktinstrument angelegt werden. In einer normalen Renditestrukturkurve muss der Anleger auf einen Teil der Kapitalmarktverzinsung für die Ausschaltung von Kursrisiken verzichten.
c) Eine Short-Hedging-Strategie im Vergleich zum Verkauf am Kassamarkt kann immer dann sinnvoll sein, wenn die Papiere am Markt nicht oder nur sehr schwer verkauft werden können, weil etwa der Markt relativ illiquide ist. Für die Short-Hedging-Strategie spricht auch, dass die Papiere später nur relativ schwierig zurückgekauft werden können. Auch sind Transaktionskosten am Futures-Markt geringer als am Kassamarkt. Deshalb kann eine Hedging-Strategie mit Futures relativ schnell durchgeführt werden, während der Kassaverkauf mehrerer Anleihen zeitaufwändig ist. Eine Hedging-Strategie ist immer dann sinnvoll, wenn nur eine vorübergehende Absicherung gewünscht wird. Im anderen Fall ist der Verkauf der Long-Position das erfolgreichere Mittel. Bei der Hedgingstrategie ist zu beachten, dass das Hedge Ratio mit der Sensitivitätskennzahl PVBP (Price Value of a Basis Point) ermittelt wird.
3. Strategien auf der Passivseite: Auf der Passivseite können Zinsfutures zur Absicherung geplanter Emissionen (Hedging einer geplanten Kapitalaufnahme) gegen das Risiko steigender Zinsen eingesetzt werden. Mit einer Short-Position im Bund-Future können zukünftige Emissionen abgesichert werden. Steigen die Renditen bis zum Emissionszeitpunkt, muss die Anleihe zwar mit einem höheren Coupon ausgestattet werden, allerdings kann dieser Mehraufwand durch den Gewinn aus der Short-Position im Future ausgeglichen werden. Auch variabel verzinsliche Papiere (z.B. Floating Rate Notes) können gegen steigende kurzfristige EURIBOR-Sätze durch eine Short-Position im Euro-Euro-Future abgesichert werden (Hedging mit Forward Rate Agreements).
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