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Europäischer Bankenstresstest

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Bankenstresstests basieren auf hypothetischen Szenarien und dienen als Frühwarnsysteme der Simulation von Auswirkungen veränderter Kapitalmarktparameter auf die Widerstandsfähigkeit von Kreditinstituten. Die Überprüfung der Krisenfestigkeit von Banken wird dabei vornehmlich durch die Annahme des Eintritts extremer Ereignisse oder Entwicklungen vorgenommen. Insbesondere die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise war jüngst Anlass zur vermehrten Durchführung von Bankenstresstests. Diese haben die Funktion, die Resistenz des europäischen Bankensystems bei einem konjunkturellen Abschwung oder einer negativen Entwicklung der Finanzmärkte transparenter zu machen, vorhandene Schwachstellen aufzudecken und frühzeitige Reaktionen zur Steigerung der Risikotragfähigkeit von Banken zu veranlassen.

    Der von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (European Banking Authority – EBA) koordinierte Stresstest im Jahr 2016 umfasste 51 Banken in der Europäischen Union, darunter 37 bedeutende Institute, die direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt werden und rund 70 Prozent der Bankaktiva im Euroraum repräsentieren. Davon entfielen 37 Banken aus insgesamt neun europäischen Ländern auf den Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism - SSM) und unterlagen der direkten Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB). Die von der EZB direkt beaufsichtigten Banken nahmen mit einer durchschnittlichen harten Kernkapitalquote von 13 Prozent am Test teil, was eine Verbesserung gegenüber den 11,2 Prozent im letzten EU-weiten Stresstest von 2014 darstellt. Auch wenn die Banken im Euro-Währungsgebiet ihre Widerstandsfähigkeit erhöht haben, sind die Erwartungen der Aufsicht an die Kapitalausstattung der Banken insgesamt gegenüber 2015 weitgehend unverändert geblieben. Im adversen Szenario belief sich der durchschnittliche Kapitalrückgang auf 3,9 Prozent und lag damit über den 2,6 Prozentpunkten im Stresstest von 2014. Dieses Ergebnis ist u.a. auf eine Reihe von Risikofaktoren zurückzuführen, wozu eine strengere Stresstestmethodik und ein härteres adverses Szenario gehören, welches sich über einen Zeitraum von drei Jahren erstreckte und bei dem statische Bilanzen zugrunde gelegt wurden. Als weitere Faktoren, welche den Kapitalrückgang positiv bzw. negativ beeinflussen, sind das Nettozinseinkommen, Erträge aus Gebühren und Provisionen sowie der Verwaltungsaufwand zu nennen. Dank der großzügigeren Kapitalausstattung und weiterer Verbesserungen seit 2014 fiel die endgültige durchschnittliche CET1-Quote im adversen Szenario mit 9,1 Prozent dennoch höher aus als 2014 (8,6 Prozent). Das CET1-Kapital sämtlicher Banken belief sich (mit einer Ausnahme) auf einen Wert deutlich über der Benchmark von 5,5 Prozent, die 2014 im hypothetischen adversen Szenario galt. Somit spiegelt sich die insgesamt solide Kapitalausstattung der Banken wider, die Gegenstand des von der EBA initiierten Stresstests war. Beim Stresstest geht es zwar nicht um das Bestehen oder Durchfallen, doch werden die Ergebnisse auf nicht mechanistische Weise als einer von mehreren Inputfaktoren bei der Festlegung des Säule-2-Kapitals im Rahmen des allgemeinen aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process – SREP) der EZB berücksichtigt. Daher sollten die Banken auch die Vorgaben der Säule-2-Empfehlungen jederzeit erfüllen. Bei der Nichteinhaltung der Vorgaben werden von der EZB nicht zwangsläufig Maßnahmen ergriffen, sondern die Gründe und Umstände hierfür eingehend geprüft. Im Anschluss legt die EZB gegebenenfalls spezifische aufsichtliche Maßnahmen fest. Darüber hinaus sind die Säule-2-Empfehlungen für die Begrenzung des ausschüttungsfähigen Höchstbetrags (Maximum Distributable Amount – MDA) der Gewinne jedoch nicht von Bedeutung.

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