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Finanzinnovation

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Das Original: Gabler Banklexikon

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon
    1. Ursachen: Finanzmärkten wird eine sehr hohe Innovationskraft zugeschrieben, der Innovationsbegriff wird in finanzwirtschaftlichen Überlegungen aber nur selten analysiert. Systematisiert man Finanzinnovationen nach den klassischen Ansätzen der Innovationstheorie, so lassen sich verschiedene Ursachen von Innovationen an den Finanzmärkten festhalten:
    a) Technisch-wissenschaftliche Ursachen können Finanzinnovationen auslösen: Erst mit der höheren Leistungsfähigkeit von Hard- und Software wurden Computerbörsen, der Computerhandel und auch spezielle Ausprägungen wie das sogenannte Algorithmic Trading möglich. Wissenschaftliche Errungenschaften wie die Black-Scholes-Merton-Optionspreisformel haben dem modernen Derivategeschäft zum Durchbruch verholfen.
    b) Finanzinnovationen motivieren sich u.U. aus einem veränderten Bedürfnis der Marktteilnehmer heraus. So sind die Ansprüche des unternehmerischen Risikomanagements in den letzten Jahren erheblich gestiegen. In den etwas größeren Unternehmen dürfte die gezielte Steuerung von Währungs- und Zinsrisiken fast schon zum Standard des Risikomanagements gehören.
    c)  Ebenso kann der Wandel im ökonomischen und institutionellen Umfeld zu Finanzinnovationen führen. Als Beispiel können hier höhere Inflationserwartungen genannt werden, die die Entwicklung neuartiger Finanzinstrumente beschleunigen.
    d) Schließlich werden Umgehungsstrategien über Finanzinnovationen realisiert. Dieses Phänomen, beschrieben durch Schlagworte wie „Regulierungsarbitrage“ und „Schattenbanksystem“, scheint den Finanzsektor besonders augenfällig zu charakterisieren.

    2. Begriff: Finanzinnovationen gibt es nicht nur in Form neuer Produkte bzw. Finanzmarktinstrumente, auch Märkte bzw. Marktorganisationen sowie Prozessabläufe können innovativ sein. Man unterscheidet deshalb zwischen Finanzmarkt-, Finanzinstrument- und Finanzprozessinnovationen (Siehe Abbildung "Finanzinnovationen"). Terminbörsen und neuartige Börsentypen (oder auch: Internet-Emissionen) sind Beispiele für Marktinnovationen. Unter den Finanzinstrumentinnovationen ragen die Spielarten der Derivate heraus, wobei festzustellen ist, dass in der Praxis bereits bei einer nur leichten Produktneustrukturierung von einer Innovation gesprochen wird (exotische Optionen). Bei den Prozessinnovationen sind Verfahren, Regeln und Gesetze zu unterscheiden.

    3. Initial Coin Offerings (ICO): Im Vergleich zum klassischen Börsengang (Initial Public Offering) werden beim ICO keine Aktien sondern sog. Token emittiert und so von den Investoren Kapital eingesammelt. Der Token ist vergleichbar mit einem digitalen Coupon, der ein definiertes Recht verbrieft. Dieses Recht kann bspw. zum vergünstigen Erwerb eines Produkts oder einer Dienstleistung berechtigen (Utility Token), sie kann einen Anspruch am Gewinn verbriefen (Equity Token) oder einen anleiheähnlichen Kupon zusichern (Debt Token). Während an Kapitalmärkten strenge Regulierungen vor allem mit Blick auf den Anlegerschutz gelten, werden diese mit dem Token Sale teilweise umgangen. Sobald die Kapitalbeschaffung über ICOs jedoch auch aus Privatanlegersicht eine strengere Regulierung erfährt, könnte dies eine interessante Alternative zum IPO werden. Der Vorteil liegt nämlich darin, dass ICOs auf der Blockchain-Technologie basieren. Dieser dezentralen Technologie attestiert man gerne, dass sie im Wertpapierhandel Transaktionszeiten und -kosten reduzieren kann und insb. im Bereich der Wertpapierverwahrung zahlreiche Vorteile bringt.
    4. Derivate: Gerade Derivate gelten seit vielen Jahren als Synonym für Finanzinnovationen. Derivative Finanzmarktinstrumente sind Rechte bzw. Pflichten, die sich auf Referenzgrößen beziehen und die in spezifizierten zukünftigen Zeitpunkten realisiert werden (Termingeschäft). An ihnen lässt sich beispielhaft besonders deutlich herausstellen, weshalb aus Sicht der neoklassischen Finanzierungstheorie Finanzinnovationen zu begrüßen sind. Derivate tragen zur Vervollkommnung und zur Vervollständigung des Kapitalmarktes bei und erweitern den Handlungsspielraum der Marktteilnehmer. Sie erzeugen Zahlungsströme, die sich mit den bisher existierenden Anlagemöglichkeiten alleine nicht generieren lassen. Finanzinnovationen helfen dabei, die Informationslage zu verbessern und bieten erweiterte Möglichkeiten zur Transformation von Risiken. Sie haben Auswirkungen auf die Geschwindigkeit, mit der sich die Preise an neue Informationen anpassen, die Tiefe und Breite der Märkte, das Kursniveau der Basismärkte und die Volatilität der Kursbewegungen.

    Vgl. auch Optionsscheine.
     
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    Mindmap "Finanzinnovation"

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