High Frequency Trading (HFT)
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1. Begriff: Bezeichnung für den Teil des Algorithmic Trading, der sich vor allem durch hohe Handelsvolumina, häufige Orderaktualisierungen und eine kurze Haltedauer von Positionen im Handel verschiedener Finanzinstrumente, unter anderem Aktien und Derivate, auszeichnet.
2. Beschreibung: HFT wird hauptsächlich im Eigenhandel spezialisierter, technologisch führender Handelshäuser und Investmentbanken durchgeführt. Von Hochfrequenzhändlern übermittelte Kauf- und Verkaufsaufträge werden häufig nach kurzer Zeit entweder ausgeführt oder modifiziert. Um die damit einhergehende Anforderung an schnelle (hochfrequente) Reaktionsfähigkeit zu gewährleisten, wird versucht, die technische Zeitverzögerung (Latenz) zu minimieren, zum Beispiel indem der Handelscomputer des Hochfrequenzhändlers in physischer Nähe zu den Handelssystemen des Marktplatzbetreibers platziert wird (Co-Location). Geschwindigkeit ist ein wichtiges Element im Risikomanagement der Hochfrequenzhändler. HFT findet primär in hochliquiden Finanzinstrumenten statt, da so einerseits eine Vielzahl von Transaktionen (mit jeweils geringen Margen pro Transaktion) durchgeführt werden können und andererseits die hohe Marktliquidität eine schnelle und kostengünstige Glattstellung ermöglicht. Um Übernachtrisiken zu vermeiden, versuchen Hochfrequenzhändler am Ende des Handelstages möglichst keine Positionen zu halten.
3. Strategien: Viele der von Hochfrequenzhändlern verwendeten Strategien unterscheiden sich nur wenig von etablierten Handelsstrategien, obgleich diese von der kurzen Reaktionszeit profitieren. Insofern wird HFT häufig als Handelstechnologie, aber nicht als spezifische Handelsstrategie definiert. Grundsätzlich lassen sich folgende Gruppen von Strategien im HFT unterscheiden: Arbitrage-Strategien, Market-Making-Strategien, Strategien zum Aufspüren von (versteckter) Liquidität sowie sonstige Strategien.
4. Auswirkungen auf die Marktqualität: Hinsichtlich des Einflusses des HFT auf die Marktqualität lässt sich anhand der vorliegenden akademischen Literatur festhalten, dass HFT tendenziell die Liquidität erhöht und damit die impliziten Transaktionskosten für alle Marktteilnehmer sinken. Zudem konnte beobachtet werden, dass HFT die Markteffizienz durch die Übertragung von Informationen zwischen entfernten Märkten steigert. Hingegen lässt sich bezüglich des Effektes auf den Marktqualitätsparameter Volatilität bisher kein eindeutiges Ergebnis ableiten, da Untersuchungen aufgrund unterschiedlicher Datenzeiträume zu widersprüchlichen Ergebnissen kommen.
5. Regulierung: Im Kontext des US Flash Crash am 6. Mai 2010 und vor dem Hintergrund schnell wachsender Marktanteile des HFT ist die angemessene Regulierung in den Fokus der weltweiten Aufsichtsbehörden gerückt. So wurden im Rahmen des deutschen Hochfrequenzhandelsgesetzes, welches im Mai 2013 in Kraft trat, Hochfrequenzhändlern (z.B. eine Erlaubnispflicht) und Börsen (z.B. Entgelte für exzessive Systemnutzung) vielfältige Pflichten auferlegt. Auf europäischer Ebene ist im Rahmen von MiFID II/MiFIR seit dem Januar 2018 eine tiefgreifende Regulierung des HFT umgesetzt.