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Kernbankensystem
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Als integriertes betriebswirtschaftliches Anwendungssystem bildet ein Kernbankensystem die bankfachlichen Prozesse mit den notwendigen Funktionalitäten für Stammdaten, Einlagekonten, Wertpapiere, Kredite und Hypotheken sowie Zahlungen ab. Analog der integrierten betriebswirtschaftlichen Anwendungssysteme im Industriebereich („Enterprise Resource Planning“, ERP) orientieren sich diese Systeme an den fünf Integrationsgegenständen der Benutzerschnittstellen-, Daten-, Funktions-, Methoden- und Prozessintegration. Bei der Datenintegration enthält eine häufig zentrale Datenbasis sämtliche Stamm-, Bewegungs- sowie Bestandsdaten einer Bank. Dabei sind Stammdaten (z. B. Kunden, Produkte, Ressourcen) längerfristig stabil, während Bewegungsdaten (z. B. Aufträge, Überweisungen) Veränderungen auf Bestandsdaten (z. B. Konto-/Depotbestände) bewirken. Durch die Funktionsintegration sind die Funktionalitäten im Gesamtsystem überschneidungsfrei mit entsprechenden Schnittstellen definiert und durch die Methodenintegration stehen etwa Berechnungsverfahren im System übergreifend und wiederverwendbar zur Verfügung. Prozessintegration schließlich verknüpft Funktionen entlang abteilungsübergreifender Abläufe. Diese funktionsübergreifenden Prozesse stellen zudem sicher, dass alle Bereiche (z.B. Länderorganisationen) einer Bank die gleichen Abläufe einhalten und damit leichter regulatorischen Anforderungen genügen können. Durch eine einheitliche Benutzerschnittstelle können Anwender aus verschiedenen Bereichen einer Bank auf alle für sie notwendigen Funktionalitäten zugreifen ohne sich bei verschiedenen Systemen einwählen zu müssen. Im Mittelpunkt steht bei Banken die Unterstützung von Führungs-, Vertriebs-, Ausführungs-/Abwicklungs-, transaktionsbezogenen und -übergreifenden Prozessen (s. Bankmodell). Als Standardsoftwaresysteme bieten Kernbankensysteme eine hohe Funktionsbreite, die jedoch bezüglich der Funktionstiefe gegenüber spezialisierten Anwendungssystemen häufig unterlegen ist. Aus diesem Grund finden sich in der Praxis neben „Single Source“-Architekturen von einem Anbieter häufig „Best-of-Breed“-Architekturen, die eine Kombination verschiedener Kernbankensysteme oder eine Ergänzung von Kernbankensystemen mit spezialisierten Produkten (z.B. im Portfolio-, Risiko- oder Kundenmanagement) vorsehen. Diese Verknüpfung von Komponenten eines Kernbankensystems hat vor allem mit dem Aufkommen modularisierter Architekturkonzepte, wie etwa der serviceorientierten Architekturen (SOA) zugenommen, welche die Gesamtfunktionalität eines Anwendungssystems in standardisierte Einzelmodule (sog. „Services“) zerlegen und über definierte Schnittstellen (sog. API) integrierbar machen. Als bank- und anbieterübergreifende Initiative ist hier das „Banking Industry Architecture Network (BIAN)“ zu nennen.
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