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Online Broker

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

     

    1. Begriff: Online Broker (auch E-Broker oder Internet Broker) sind Kreditinstitute oder Wertpapierhandelsunternehmen (nach § 1 IIId, S.2 KWG), deren Kernleistungen das Angebot von Wertpapierdienstleistungen an Privatanleger sind. Dabei handeln Online Broker Wertpapiere in eigenem Namen auf fremde Rechnung (Kommissionsgeschäft). Online Broker fungieren dabei primär als Zugangsintermediäre und bieten Privatanlegern weitgehend technische Infrastrukturen, die die Erfassung und Weiterleitung von Kundenaufträgen (Orderrouting) sowie die Verwaltung von Depots und Konten (Depotgeschäft) über elektronische Vertriebskanäle, insbesondere dem Internet, ermöglichen.
    – 2. Leistungen: Die Bereitstellung des Marktzugangs sowie das Depot- und Kommissionsgeschäft sind die originären Kernleistungen eines Online Brokers. Informationsleistungen, Preisfindungsleistungen und Abwicklungsleistungen ergänzen die Kernleistungen und können den einzelnen Phasen einer Wertpapiertransaktion zugeordnet werden und werden durch einen Online Broker vermittelt.
    a) Informationsleistungen: Informationsleistungen sind für den Privatanleger vor und nach Abschluss der Transaktionen notwendig. Vor dem Handel werden Informationen benötigt, um die Anlageentscheidung zu fundieren und auf Basis der aktuellen Marktlage treffen zu können. Nach dem Abschluss dienen sie zur Überwachung und ggf. zur Anpassung/Revidierung der Anlageentscheidung. Online Broker stellen den Privatanlegern Marktinformationen (z.B. Echtzeitkurse) zur Verfügung, die sie wiederum von spezialisierten Informationsdienstleistern (z.B. Thomson Reuters, Bloomberg) beziehen. Zusätzlich werden den Privatanlegern unterstützende Tools bspw. zur Durchführung von Marktanalysen, zur Identifikation von geeigneten Wertpapieren sowie zur Filterung und Visualisierung von Marktinformationen bereitgestellt.
    b) Preisfindungsleistungen: Bei deutschen Börsengeschäften erfolgt der Geschäftsabschluss der Order der Privatanleger an einer der Regionalbörsen oder im vollelektronischen Handelssystem XETRA. Die Gebühren, die für einen Geschäftsabschluss zu zahlen sind, differieren zwischen den einzelnen Börsen und in Abhängigkeit davon, ob z.B. ein Kursmakler in den Handel einbezogen wird. Die Börse berechnet dabei dem Online Broker sowohl transaktionsabhängige als auch transaktionsunabhängige Gebühren (bspw. jährliche Zugangsgebühren). Der Kursmakler erhält pro Geschäftsabschluss eine Courtage, die das Entgelt für seine Leistung als Preisfindungsintermediär bei der Zusammenführung von Handelswünschen darstellt.
    c) Abwicklungsleistungen: Die Abwicklung der Geschäfte – d.h. die Übertragung und Verrechnung von Geld und Papieren – erfolgt durch ein Abwicklungsunternehmen in Kombination mit den Landeszentralbanken oder der Bundesbank, welche die Depots und Konten der direkten Handelsteilnehmer führen.

    3. Entwicklung/Geschichte des Begriffes: Vor der Gründung der ersten Online Broker in Deutschland Mitte der 1990er-Jahre, gab es für Privatanleger wenige Möglichkeiten direkt über einen Broker Wertpapiere an Börsen zu handeln. Das Wertpapiergeschäft in Deutschland war bis zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich ein Filialbankgeschäft, das sich dadurch kennzeichnete, dass der Handel mit Wertpapieren meist indirekt über einen Bankberater (und dessen Bank als Broker) erfolgte. Neben den traditionellen Filialbanken etablierten sich ab Mitte der 1960er-Jahre die Direktbanken in Deutschland, die teilweise als Vorläufer der Online Broker gesehen werden können, da bei Direktbanken die Geschäftsabwicklung zu Beginn per Brief, Telefon, Fax und später auf elektronischem Wege über das Internet erfolgte. Durch den Markteintritt der Online Broker hatten Privatanleger in Deutschland zum ersten Mal die Möglichkeit selbstbestimmt, direkt und vergleichsweise preisgünstig Wertpapiere an unterschiedlichsten Handelsplätzen zu handeln. Die ersten Online Broker im deutschen Markt waren die DAB bank, ConSors (später übernommen durch Cortal, heute Cortal Consors), comdirect und Brokerage24 (heute maxblue). Um auf die Marktentwicklung und neuartige Nachfrage nach einer Online-Brokerage-Funktionalität zu reagieren, gründeten viele deutschen Großbanken und Finanzdienstleister filiallose Tochtergesellschaften, um den Privatanlegern zusätzlich zu ihrem Filialgeschäft eine preisgünstige Online-Brokerage-Funktionalität im eigenen Konzernverbund anbieten zu können. Nach den Anfängen Mitte der 1990er-Jahre kann die Entwicklung des Marktes für Online Broker im Wesentlichen in drei Phasen unterteilt werden. Die erste Phase von 1997 bis 2000 war geprägt durch ein rasantes Marktwachstum, Börsengänge und Firmenübernahmen sowie die Expansion der Online Broker innerhalb Europas. Beispielsweise übernahm die DAB bank im Juni 2000 den französischen Online Broker Self trade S.A., die comdirect den französischen Online Broker Paresco Bourse und im April 1999 ging als erster deutscher Online Broker ConSors an die Börse, gefolgt von der DAB bank im November 1999. Die erste Phase zeichnete sich hauptsächlich durch einen Qualitätswettbewerb zwischen den Online Brokern aus, der vor allem durch eine ständige Ausweitung des Serviceangebotes (z.B. Informationsleistungen) gekennzeichnet war. Gleichzeitig wurden aber auch die Transaktionsgebühren sukzessive reduziert. Neben der zunehmenden Akzeptanz von Aktien und Fonds als Geldanlage, war die schnelle Verbreitung des Internets die zweite Hauptursache für das rasante Wachstum des Marktes für Online Broker. Im Jahr 1997 nutzten in Deutschland ca. 4,1 Millionen Menschen das Internet. Im Jahr 2000 waren es bereits ca. 18,3 Millionen. Parallel dazu stieg die Anzahl der Aktionäre in Deutschland von 3,92 Millionen im Jahr 1997 bis auf 6,21 Millionen im Jahr 2000 (Quelle: http://de.statista.com).Durch das Platzen der New Economy Blase im Jahr 2000, kam die Expansionsphase zu einem abrupten Ende. Interessanterweise haben unter anderem die Online Broker selbst mit zur Entstehung dieser Blase beigetragen, da die Online Broker den direkten Handel mit Wertpapieren für Privatanleger erst ermöglicht und populär gemacht und damit auch einen Beitrag zu den Überbewertungen von jungen Technologieunternehmen geleistet haben. Nach dem Platzen der Blase durchlief der Markt von 2001 bis 2003 eine harte Konsolidierungsphase, in der die Ausschöpfung von Bestandskunden im Vordergrund stand. Diese Phase war auch geprägt durch mehrere Insolvenzen und Fusionen von Online Brokern. Insbesondere viele kleinere und noch sehr junge Online Broker verschwanden vom Markt oder wurden von größeren Konkurrenten aufgekauft. Einige große deutsche Online Broker mussten in dieser Phase ihre defizitären ausländischen Tochtergesellschaften veräußern. Beispielsweise übernahm Ende April 2002 die französische Großbank BNP Paribas den Online Broker ConSors und fusionierte diesen mit ihrer französischen Tochter Cortal zum Online Broker Cortal Consors. Die DAB bank verkaufte im Januar 2003 den Online Broker Self Trade S.A. sowie ihre Tochtergesellschaft in der Schweiz. Die positive Wende auf dem Aktienmarkt im Jahr 2003 machte sich auch bei den in der Regel auf Transaktionshäufigkeit basierenden Geschäftsmodellen der Online Broker bemerkbar. Seit dem Jahr 2003 befindet sich der Markt für Online Broker in der dritten Phase und verzeichnet bis heute wieder ein relativ konstantes organisches Wachstum. Als Lehre aus dem Dotcom-Crash erweiterten viele Online Broker ihre Service- und Produktpalette mit börsenunabhängigen Services, wie z.B. Onlinebanking. Dies führte dazu, dass heute viele Online Broker auch über ein Onlinebanking verfügen. Als 2007 in den USA die Hypothekenblase platzte und damit die Finanz- und Wirtschaftskrise im darauffolgenden Jahr mit auslöste, hatte dies in der Breite keinen spürbaren negativen Einfluss auf den Markt für Online Broker. Teilweise profitierten Online Broker sogar von der Krise, da viele Privatanleger ihr Privatvermögen in diesen turbulenten Zeiten selbst verwalten wollten und umfangreiche Depotumschichtungen vornahmen. Nach der erfolgreichen Positionierung der Online Broker im Markt seit Mitte der 1990er-Jahre gab es immer wieder Bestrebungen, ausgehend von einer Online-Angebotsproposition, in das traditionelle Filialbankgeschäft zu expandieren. Allerdings sind diese Bestrebungen meist aus Kostengründen gescheitert. Die traditionellen Banken in Deutschland, die vor dem Markteintritt der Online Broker bereits über ein Filialnetz verfügten, haben hingegen fast alle ihr Serviceangebot erfolgreich um die Funktionalität des Online Brokerage erweitert. Gleichwohl bieten einige etablierte Online Broker persönliche Anlageberatung in einigen wenigen Beratungsstandorten in Großstädten, über das Telefon oder durch die Vermittlung von unabhängigen Vermögensberatern an. 4. Aktuelle Entwicklungen: Heute ist Online Brokerage mit 64,1 Prozent der am zweithäufigsten genutzte Dienst im Rahmen des Onlinebankings. Das Angebot der Online Broker in Deutschland unterscheidet sich hauptsächlich darin, welche Art von Wertpapieren gehandelt werden können, an welchen nationalen und internationalen Handelsplätzen der Handel möglich ist, in der angebotenen Tarifstruktur, welche Orderfunktionalitäten den Privatanlegern offeriert und in welchem Umfang zusätzliche Informationsleistungen angeboten werden. Der Markt für Online Broker weist dadurch heutzutage eine sehr starke Differenzierung und einen hohen Reifegrad auf. Gleichwohl können innerhalb der Gruppe der Online Broker drei unterschiedliche Haupttypen bzw. Geschäftsmodellmuster identifiziert werden.
    a) Traditioneller Online Broker: Dieser bietet vor allem Wertpapierdienstleistungen und nur in sehr begrenztem Umfang allgemeine Bankdienstleistungen (bspw. Girokonto) an. Beispiele: SBroker, maxblue.
    b) Online Broker mit Hauptbankanspruch: Dieser bietet neben Wertpapierdienstleistungen auch alle gängigen Bankdienstleistungen an, verbunden mit dem Ziel für den Kunden zur Hauptbankverbindung zu werden. Beispiele: DAB Bank, comdirect.
    c) Spezialbroker: Dieser bietet vor allem Wertpapierdienstleistungen an und richtet diese an der Zielgruppe der besonders aktiven Trader, sogenannter Heavytrader, aus. Beispiele: Sino, ViTrade.

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