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Transformation
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1. Begriff: Der Begriff der Transformation bezeichnet allgemein eine Wandlung von Form, Struktur oder Gestalt mit oder ohne Inhalts- und Substanzverlust von einem Ausgangs- in einen Zielzustand. Der bei der Reorganisation von Geschäftsmodellen bzw. -prozessen gebrauchte Transformationsbegriff meint dabei die methodische Anpassung von Fähigkeiten und Ressourcen in einem Unternehmen von einen Ist- in einen angestrebten Soll-Zustand. Die Treiber der Transformation können dabei intern oder extern begründet sein. Interne Treiber entstehen innerhalb der Organisation und beschreiben Anpassungen zur verbesserter Leistungserstellung im Unternehmen (z.B. Outsourcing-Vorhaben, Redefinition von Kernkompetenzen) ohne signifikante externe Einflüsse. Externe Treiber hingegen betreffen Veränderungen im Kundenverhalten oder im Wettbewerb (z.B. FinTech), die Entwicklung innovativer Technologien oder neue Regulation. Die Notwendigkeit für Transformation ist aktuell häufig in Innovationen (Banking-Innovation) bzw. der Digitalisierung der (Bank-)Wirtschaft begründet. Nach dem Grad der Veränderung lassen sich graduelle und prinzipielle Transformationen unterscheiden, wobei erstere häufig interne Verbesserungsmaßnahmen und letztere die Veränderung gesamter Prozesse im Unternehmen (Business Process Redesign) sowie im Unternehmensnetzwerk (Business Network Redesign) und die Neudefinition des Unternehmenszweckes (Business Scope Redefinition) betreffen. Nach dem Zeitpunkt der Durchführung lässt sich Transformation als einmaliges Vorhaben und als kontinuierlicher Prozess verstehen, wobei letzteres Verständnis die Grundlage einer nachhaltigen Innovations– und Reaktionsfähigkeit auf Umfeldveränderungen für eine nachhaltige Differenzierung im Markt und wirtschaftlichen Erfolg bildet.
2. Vorgehen: Für eine möglichst systematische Überführung vom Ausgangs- in den Zielzustand liefern Ansätze der Konstruktionslehre für Veränderungsvorhaben ein methodisches Instrumentarium. Dieses Instrumentarium soll dem Transformationsprozess Beliebigkeit, Intransparenz sowie Unsicherheit entziehen und damit die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Transformation erhöhen. Einen Ansatz zur Betrachtung der Wirkungszusammenhänge in einer Transformation liefert das Business Engineering-Modell, das durch die Unterscheidung von Gestaltungsebenen (Strategie, Organisation und Informationssysteme) eine systematische Verbindung zwischen der fachlichen und der (informations-)technologischen Dimension digitaler Transformationsvorhaben schafft. Mit Blick auf eine möglichst ganzheitliche Berücksichtigung der Wirkungsebenen haben sich neben der fachlichen Seite auch Aspekte der Führung, Kultur, Kommunikation, Steuerung und des Unternehmenskontextes etabliert. Zu den Elementen von Transformationsmethoden zählen neben vordefinierten Ergebnisdokumenten (z.B. individualisierbare Referenzmodelle), Techniken zur Operationalisierung der Transformationsschritte und Metamodellen zur Bestimmung der ebenenspezifisch und -übergreifend verwendeten Begrifflichkeiten auch Vorgehensmodelle. Letztere strukturieren die Transformation entlang einer zielorientierten und bewährten Abfolge von Gestaltungsmaßnahmen. Die genaue Ausgestaltung des Vorgehens zur Transformation variiert dabei in Abhängigkeit des Veränderungsvorhabens bzw. des Veränderungsgrades. Dabei orientiert sich das Vorgehen sowohl an organisationsinternen Dimensionen wie Unternehmenszielen, -fähigkeiten, -prozessen und -strukturen als auch an organisationsexternen Dimensionen wie Wettbewerbsintensität und Marktvolatilität. Neben der Umsetzung des Transformationsvorhabens, das meist in Form von Projekten oder Programmen geschieht, gewinnen für Veränderungsvorhaben im Kontext der Digitalisierung auch die Ideengenerierung und Konzeptentwicklung an Relevanz. Dabei kommen neben traditionellen Methoden des Projektmanagements auch agile Methoden und Techniken (z.B. Design Thinking) zum Einsatz, um den gestiegenen Anforderungen an eine dynamische Anpassung im Kontext der Digitalisierung zu entsprechen.
3. Beispiel: Die Ausgestaltung einer Transformation kann die vollständige Veränderung des Geschäftsmodells im Sinne einer „Business Scope Redefinition“ ebenso umfassen wie gezielte Prozessverbesserungen im Front-, Middle- oder Backoffice. Im ersten Fall könnte ein bislang vertikal stark integriertes Finanzinstitut sich für die Einführung eines vernetzten Geschäftsmodells (Finanznetzwerk) im Sinne eines Ökosystems (bzw. Business Ecosystems) entscheiden. Weiter kann die Entscheidung für die Umsetzung der Strategie einer Produktbank zur Kooperation bzw. einem Sourcing mit Partnern im Vertrieb und im Backoffice führen. Gezielte Anpassungen könnten beispielsweise im Frontoffice die Einführung eines zusätzlichen Vertriebs- oder Kommunikationskanals im Kundenkontakt (z.B. Social Media) sowie die Einführung einer Omnichannel-Lösung darstellen oder die Einbindung neuer Leistungsanbieter aus dem FinTech-Umfeld (z.B. Crowdlending) zur Erweiterung des Serviceangebots.
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