Mikrofinanzierung
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1. Begriff: Mikrofinanzierung bezeichnet kleinvolumige Finanzierungen von verhältnismäßig armen (einkommensschwachen) Menschen oder von kleinen Unternehmen und Existenzgründern ohne oder mit erschwertem Zugang zu Bank- und Finanzdienstleistungen zur Sicherung und zum Aufbau einer dauerhaften Existenz. Während in Entwicklungs- und Schwellenländern meist Kleinstbeträge vergeben werden, gelten in Industrienationen Finanzierungen mit einem Volumen von bis zu 25.000 Euro als Mikrofinanzierungen.
2. Arten der Mikrofinanzierung: Mikrokredite, Mikroequity, Mikrosparen, Mikroversicherungen, (Mikro-)Zahlungsverkehr.
3. Entwicklung der Mikrofinanzierung: Die Idee, ärmeren Menschen einen Zugang zu Bank- und Finanzdienstleistungen zu ermöglichen, ist nicht neu. So wurde bspw. bereits im Jahr 1462 die Monte di Pietà zur Bekämpfung von Zinswucher von einem italienischen Mönch gegründet. Hierbei handelte es sich um Pfandleihgeschäfte, die den Armen kleine Kredite mit niedrigen Zinsen gegen ein Pfand überließen. Im Jahr 1653 wurden die ersten Tontinen gegründet. Im 18. Jahrhundert gab es in England bereits einzelne Stiftungen, die kleinere Kredite an junge Männer zu günstigen Konditionen vergaben. Im 19. Jahrhundert wurden schließlich die ersten Sparkassen mit dem Ziel gegründet, die Arbeiterschaft und die Bedürftigen zu unterstützen. In etwa zur gleichen Zeit entwickelten Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch zeitgleich, aber unabhängig voneinander die ersten genossenschaftlichen Selbsthilfevereine in Form von Kredit- bzw. Darlehenskassenvereinen, die Vorläufer der heutigen Volks- und Raiffeisenbanken.
4. Etablierung der Mikrofinanzierung: Muhammad Yunus hat bzgl. der Etablierung der Mikrofinanzierung in Entwicklungs- und Schwellenländern eine entscheidende Rolle gespielt und hierfür gemeinsam mit der von ihm gegründeten Grameen Bank im Jahr 2006 den Friedensnobelpreis erhalten.
5. Adressaten und Ziele der Mikrofinanzierung: Zur Zielgruppe der Mikrofinanzierung gehören vor allem arme und einkommensschwache Personen, denen der Zugang zu Bank- und Finanzdienstleistung oftmals verwehrt bleibt. Das Ziel der Mikrofinanzierung besteht darin, diesen Personen einen Zugang zu Bank- und Finanzprodukten zu gewähren und ihnen dadurch dabei zu helfen, sich eine Existenz aufzubauen.