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Revision von Zeithorizonteffekt vom 19.11.2018 - 14:52

Zeithorizonteffekt

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    1. Begriff: Bezeichnung für den Zusammenhang, dass ein Anleger einen um so höheren Anteil stärker schwankender Assetklassen (Asset), z.B. den Aktienanteil, in seinem Portfolio halten sollte, je länger sein Zeit- i.S.v. Planungshorizont ist. Dass diese in der Anlagepraxis weit verbreitete Auffassung überhaupt als "Effekt" bezeichnet wird, beruht darauf, dass sie von der herrschenden Konzeption der Portfolio-Theorie keineswegs getragen wird: Danach ist das optimale Portfolio (Portfolio Selection) zwar von der individuellen Risikoneigung des Anlegers abhängig, aber nicht von seinem Zeithorizont.

    2. Begründung: Begründet wird der Zeithorizonteffekt einerseits mit der Überlegung, dass ein kurzfristig orientierter Anleger bei einer Anlage in einer stärker schwankenden Assetklasse Gefahr läuft, gerade in einer ungünstigen Marktphase investiert zu sein, während ein längerfristig orientierter Anleger auf einen Ausgleich der Kursschwankungen im Zeitablauf hoffen kann ("time diversification"). Damit wird allerdings unterstellt, dass einem Kursabschwung systematisch ein Kursaufschwung folgen sollte und damit die Renditeentwicklung im Zeitablauf keinem zufälligen Random Walk folgt, sondern eine Mean Reversion vorliegt. Andererseits lässt sich ein Zeithorizonteffekt dann ableiten, wenn das individuelle Anspruchsniveau eines Anlegers hinsichtlich einer nicht zu unterschreitenden (jährlichen) Mindestrendite (Shortfall Threshold Level) unterhalb des Erwartungswertes der Rendite angesetzt wird und das dahingehende Shortfall-Risiko als Risikokennzahl in der Portfoliooptimierung Verwendung findet: Während die Varianz (bei Gültigkeit der Random-Walk-Hypothese) proportional zum Zeithorizont ansteigt und insoweit von einem unveränderten Risiko gesprochen werden kann, nimmt die Ausfallwahrscheinlichkeit mit zunehmendem Zeithorizont ab, da auch bei einem Random Walk die Wahrscheinlichkeit steigt, dass eine Unterschreitung einer niedrig angesetzten Mindestrendite im Zeitablauf wieder ausgeglichen werden kann. Parallel zu derartigen, eher intuitiven Betrachtungen wird der Zeithorizonteffekt seit langem auf hochkomplexer nutzentheoretischer Grundlage diskutiert, die auf die von Samuelson formulierte "Fallacy of Large Numbers" (1963) zurückgeht.   

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