Stripping von Finanzinnovationen
Übersicht
zuletzt besuchte Definitionen...
1. Begriff: Stripping von Finanzinnovationen ist das Zerlegen einer Finanzinnovation, die aus mehreren Bausteinen (Composite Asset) besteht, in einzelne Anlageformen. Alle Finanzinnovationen können auf elementare Bausteine zurückgeführt werden. In engem Zusammenhang mit Stripping von Finanzinnovationen ist das Duplizierungsprinzip zu sehen. Das Duplizierungsprinzip besagt, dass zwei Anlageformen, unabhängig wie sie zusammengesetzt sind, den gleichen Wert haben, wenn aus ihnen nur genau die gleichen Zahlungsströme resultieren. Stripping von Finanzinnovationen besteht aus zwei Phasen.
Phase 1: Reduzierung auf elementare Anlageformen, d.h. auf kurzfristige sowie langfristige Zinsinstrumente, Aktien und derivative Instrumente.
Phase 2: Analyse der elementaren Anlageformen, d.h. Aufzeigen der Marktrisikofaktoren (Welche Faktoren beeinflussen den Kurs einer Finanzinnovation?), Ermittlung von Sensitivitätskennzahlen, Simulation und Sensitivitätsanalysen (Was passiert, wenn ...?).
2. Einordnung: Den Finanzmärkten wird eine hohe Innovationskraft zugesprochen. So werden den Anlegern immer wieder neu strukturierte, "exotischere" Finanzinstrumente angeboten, wie z.B. Leveraged Floater, Condoranleihen, Reverse Convertibles, Varianten der exotischen Optionen, Anlageprodukte und Hebelprodukte usw. Diese Finanzinnovationen werden auch als strukturierte Finanzprodukte bezeichnet. Eine nahezu unüberschaubare Vielfalt von neuen Anlageformen ermöglicht heute den Anlegern, auf erwartete Kurs- bzw. Renditeentwicklungen an den Finanzmärkten zu setzen. Allerdings werden die Finanzinnovationen zunehmend komplexer, so dass Anleger die mit einem Papier verbundenen Chancen und Risiken oftmals nicht sofort erkennen können.
3. Bausteine: Strukturierte Produkte werden aus elementaren Anlageformen (Assetklassen) zusammengesetzt. Beim Stripping von Finanzinnovationen werden die elementaren Anlageformen identifiziert. Sie können als Bausteine interpretiert werden, die von den Finanzingenieuren in nahezu beliebiger Variation miteinander kombiniert werden können. Folgende Anlageformen werden i.d.R. als Bausteine für strukturierte Anleihen und Produkte verwendet: kurzfristige Zinsinstrumente (Geldmarktpapiere), mittel- und langfristige Zinsinstrumente (Straight Bonds), Aktien, derivative (Finanz-)Instrumente i.e.S. (z.B. Futures, Swaps, Optionen). Strukturierte Anleihen und Produkte werden sowohl von Kassainstrumenten als auch von Termininstrumenten abgeleitet. Die Tabelle "Stripping von Finanzinnovationen - Merkmale" zeigt die wichtigsten Merkmale der vier Bausteine von Finanzinnovationen.
Die Tabelle lässt zwar nur grobe, aber doch tendenzielle Aussagen über die Merkmale zu. Ein wesentliches Merkmal ist, ob die Laufzeit begrenzt ist oder nicht. Während Zinsinstrumente (sowohl kurzfristige Geldmarktpapiere als auch mittel- und langfristige Kapitalmarktpapiere) und derivative Instrumente eine begrenzte Laufzeit haben, ist die Laufzeit bei Aktien (zumindest theoretisch) unendlich. Im Gegensatz zu Zinsinstrumenten, bei denen der Nominalzins i.d.R. über die gesamte Laufzeit fixiert ist, können bei Aktien und derivativen Instrumenten nur sehr vage Aussagen über den zukünftigen Ertrag getroffen werden, da dieser insbesondere von der Kursentwicklung beeinflusst wird. Das Risiko, einen Vermögensverlust zu erleiden, wird umso größer, je größer mögliche Kursveränderungen sein können. Die Tabelle zeigt weiter, dass nur mit Aktien die Möglichkeit gegeben ist, am Gewinn einer Aktiengesellschaft zu profitieren. Bei derivativen Instrumenten (z.B. Optionen auf Aktien) kann indirekt an der Gewinnentwicklung der Gesellschaft teilgenommen werden, da Optionen steigen, wenn die Aktie steigt. Ein Mitspracherecht ist mit Ausnahme von Stammaktien bei den anderen Anlageformen nicht möglich. Da durch strukturierte Anleihen und Produkte diese elementaren Anlageformen miteinander kombiniert werden, haben Finanzinnovationen auch die Merkmale bzw. Eigenschaften mehrerer elementarer Bausteine. Deshalb können Anlagen in diesen Papieren mit geringen bzw. extrem hohen Risiken verbunden sein.
Literaturhinweise SpringerProfessional.de
Bücher auf springer.com
Interne Verweise
Stripping von Finanzinnovationen
Stripping von Finanzinnovationen
- Aktie
- Anlageprodukt
- Composite Asset
- Condoranleihe
- Duplizierungsprinzip
- exotische Option
- Finanzinnovation
- Future
- Hebelprodukt
- Kapitalmarktpapier
- Laufzeit
- Marktrisikofaktor
- Nominalzins
- Option
- Reverse Convertible
- Reverse Floater
- Sensitivitätskennzahlen
- Stammaktie
- Straight Bond
- strukturierte Finanzprodukte
- Swap
- Zinsinstrument