Risk Reversal
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1. Risk Reversal als Strategie: kombinierte Optionsstrategie, bei der gleichzeitig eine Long-Position in Calls und eine Short-Position in Puts (mit der gleichen Restlaufzeit) aufgebaut werden, die gemessen an ihrem Delta gleich weit aus dem Geld liegen. Sie zielt ab auf die Begradigung oder Beugung der (auf den Basispreis bezogenen) Struktur der impliziten Volatilitäten im Rahmen des Skew-Trading. Die korrespondierende Short-Position wird als Risk Conversion bezeichnet – und neben Skew-Tradern speziell auf Wertpapiermärkten auch von institutionellen Anlegern unmittelbar nachgefragt, die ihre reine Long-Position in eine Collar-Struktur umbauen wollen.
2. Risk Reversal als Marktpreis: An den meisten Märkten für Optionen und Optionsscheine werden die Preise heute usancengemäß in der Volatilitätsdimension, also in impliziten "Vola-Punkten", ausgedrückt. Speziell die Praxis im OTC-Devisenhandel hat sogar noch eine darüber hinausgehende Standardisierung herausgebildet: Zunächst wird die implizite Volatilität speziell als die implizite Volatilität der At-the-Money-Optionen mit einer bestimmten Restlaufzeit verstanden; letztere sind in diesem Zusammenhang usancengemäß als die ATMF-Optionen oder ATMDNS-Optionen definiert (vgl. Moneyness, Ziff. 3). Die Preise von anderen Optionen werden dann in Relation zu dieser ATM angegeben und dafür konkret als An- und Verkaufskurse eines Risk Reversal in Vola-Punkten (RR) quotiert. So bedeutet bspw. "USD/EUR 1m 25 Delta RR: 0,40/0,80 Puts over", dass der Market Maker bereit ist, einen Risk Reversal aus Out-of-the-Money-Optionen auf den US-$ mit einem Delta von +/- 0,25 und einer Restlaufzeit von 1 Monat für 0,80 Vola-Punkte zu verkaufen und für 0,40 Vola-Punkte zu kaufen. Insgesamt zeigt das an, dass der US-$-Put am OTC-Markt teurer ist als der US-$-Call, dass er also relativ stärker nachgefragt wird, dass also – last but not least – die Marktteilnehmer ceteris paribus einen schwächeren US-$ spot erwarten. Für den Preis einer einzelnen Option bedeutet die Angabe usancengemäß, dass der RR je zur Hälfte zur Adjustierung der ATM eingesetzt wird. Der Market Maker bringt also zum Ausdruck, dass er bei einer ATM von 9,80/10,20 den US-$-Put für 10,20 + 0,80/2 = 10,60 Vola-Punkte verkaufen und für 9,80 + 0,40/2 = 10,00 Vola-Punkte kaufen würde; den US-$-Call bietet er günstiger an, nämlich für 10,20 – 0,40/2 = 10,00 Vola-Punkte, und ist nur bereit, 9,80 – 0,80/2 = 9,40 Vola-Punkte zu zahlen.
3. Die Kalkulation der Volatilitätsstruktur mit Risk Reversals und Flys: Ausgehend davon lässt sich in der Praxis jederzeit ein konkretes Bild vom Verlauf der Smile-Struktur machen: Man frage den Market Maker nach dem Preis eines Delta-Butterfly (vgl. Skew-Trading, Ziff. 2) und verteile den darin zum Ausdruck gebrachten Preis für das bekannte "fat-tail-Risiko" (Portfolio-Theorie, Modellbeurteilung) hälftig auf die beiden zu bepreisenden Optionen. Schließlich ergibt sich die implizite Volatilität eines Call (Put) mit einem Delta von X, CX (PX) aus der impliziten Volatilität der At-the-Money-Optionen (ATM) sowie den Preisen eines entsprechenden Risk Reversals (RRX) und eines (Flügels des, also eines halben) Butterfly (FlyX):
CX = ATM + 0,5 RRX + FlyX
PX = ATM – 0,5 RRX + FlyX
mit RRX = CX – PX und FlyX = 0,5 · (CX + PX ) – ATM. Dies wiederhole man je nach gewünschter Genauigkeit für verschiedene Delta-Werte, soweit es die Marktusancen zulassen; ansonsten muss inter- und extrapoliert werden. Variiert man ausgehend hiervon die Restlaufzeiten, ergibt sich die aktuelle vollständige sog. Volatility Surface.