Mass Customization
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1. Begriff: Mass Customization (dt.: individualisierte Massenfertigung) ist ein Ansatz zur Erstellung kundenindividueller Produkte und Dienstleistungen auf Basis standardisierter Komponenten. Mass Customization entspricht der steigenden Kundenerwartung nach individualisierten und spezifischen Lösungen, die jedoch gleichzeitig mit geringen Kosten und Bereitstellungszeiten verbunden sein sollen. Ziel ist die Verbindung der Vorteile der Massenproduktion (kostengünstige Produktion von Gütern in großen Volumina) mit jenen der Einzelfertigung (bedarfsgerechte Individualfertigung).
2. Merkmale: Das aus der industriellen Fertigung stammende Konzept setzt an modularisierten Produktkonzepten (z.B. Baukasten- und Plattformlösungen in der Automobilindustrie) sowie an Logistiklösungen (z.B. Postponement) an, welche die kundenspezifische Anpassung der Produkte zum spätestmöglichen Zeitpunkt vorsehen. Die Umsetzung einer Mass-Customization-Strategie beruht auf drei Fähigkeiten:
a) Zunächst gilt es den Lösungsraum der möglichen Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen zu bestimmen. Zur Definition der Möglichkeiten und Grenzen der konfigurierbaren Parameter zählt die Identifikation jener Punkte, an denen kundenspezifische Abweichungen auftreten, das Testen der möglichen Kombinationen sowie die Verfolgung der Nutzung der Anpassungsmöglichkeiten durch die Kunden.
b) Ein zweites Merkmal sind flexible aufbau- und ablauforganisatorische Ressourcen, welche die kundenspezifischen Varianten realisieren. Dazu zählen das Vermeiden starrer Automatisierung im Produktionsprozess und bei den unterstützenden Informationssystemen sowie die Anpassungsfähigkeit seitens der Mitarbeiter.
c) Schließlich entstehen Mass-Customization-Lösungen in enger Interaktion mit den Kunden. Zur Unterstützung der Konfiguration durch den Kunden bedarf es geeigneter Werkzeuge (z.B. Konfiguratoren) zur Interaktion mit dem Kunden, welche die Komplexität der vorhandenen Lösungen in geeigneter Weise reduzieren.
3. Beispiele: Mass Customization ist in besonderer Weise im Automobil- und im Elektronikbereich verbreitet. Beispielweise realisieren Automobilunternehmen auf Basis von maximal einem Dutzend Modellplattformen Produkte für unterschiedliche Marken und in mehreren Tausend Ausstattungsvarianten. Kunden nutzen Konfiguratoren im Internet und die Hersteller häufig die identischen Fertigungsanlagen zur Produktion der kundenindividuellen Fahrzeuge. Für Finanzdienstleister erfährt das Konzept eine zunehmende Umsetzung, die sich in Produktkatalogen mit modularen Strukturen und Konfigurationsmöglichkeiten sowie in flexiblen Abläufen und Informationssystemen wiederfinden. Hier kommen serviceorientierte Architekturen zum Einsatz, welche die fachlichen Aufgaben einer Bank modularisieren und auf eine Wiederverwendbarkeit der Module in wechselnden Produktkombinationen und Abläufen abzielen. Um insbesondere die Interoperabilität der unterstützenden Informationssysteme in wechselnden Konstellationen sicherzustellen, beruht das Konzept der Mass Customization auf einem hohen Maß an Standardisierung. Mit einem stärker steigenden Vernetzungsgrad in der Finanzindustrie ist diese nicht nur innerhalb der Bank, sondern über Unternehmens- und häufig auch Landesgrenzen hinaus notwendig (vgl. BIAN).